[HGI-News-de] XML Encryption ist unsicher - HGI-Forscher brechen www-Standard

Newsletter des Horst Görtz Instituts hgi-news-deutschland at lists.ruhr-uni-bochum.de
Fr Okt 21 17:42:25 CEST 2011


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XML Encryption ist unsicher - RUB-Forscher brechen WWW-Standard
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Standards sollen Verlässlichkeit schaffen, vor allem im WWW. Hier gibt 
das World Wide Web Consortium, kurz W3C, bei der Standardisierung den 
Ton an. Die Organisation formuliert technische Anforderungen und 
Richtlinien für Internet-Technologien wie HTML, XHTML oder XML. Doch das 
Gütesiegel W3C hält nicht immer, was es verspricht. Forscher vom 
Lehrstuhl für Netz- und Datensicherheit der RUB (Prof. Dr. Jörg Schwenk) 
haben jetzt den so genannten „XML Encryption“ Standard gebrochen. „Alles 
unsicher“ lautet die wenig beruhigende Botschaft aus Bochum.

Standard für Großkunden

XML steht für „Extensible Markup Language“ und ist vor allem beim 
Datenaustausch zwischen Computersystemen im Einsatz. Branchengrößen wie 
IBM, Microsoft und redhat Linux  setzen  auf die standardisierte Lösung, 
um Webservice-Anwendungen für Großkunden zu realisieren. XML Encryption 
soll dabei die Vertraulichkeit der äußerst sensiblen Datenströme in 
Bereichen wie E-Commerce, Finanzdienste oder öffentliche Verwaltung 
gewährleisten. Grund genug, um ihn professionell unter die Lupe zu nehmen.

Schwache Verkettung von Chiffretext-Blöcken

Juraj Somorovsky und Tibor Jager konnten eine Schwäche bei der 
Verkettung der Chiffretext-Blöcke im Betriebsmodus CBC für den Angriff 
ausnutzen. „Wir können verschlüsselte Daten entschlüsseln, indem wir den 
Server mit modifizierten Chiffretexten ansprechen und aus seiner Antwort 
Rückschluss auf die eigentliche Nachricht ziehen.“ Die Bochumer Forscher 
testeten das Verfahren selbst oder wurden von Firmen benachrichtigt, die 
ihre Produkte auf Anfälligkeit gegenüber der XML Encryption 
Schwachstelle prüften – in allen Fällen war das Resultat eindeutig: Der 
Angriff funktioniert, der weit verbreitete Standard ist definitiv nicht 
sicher. Details stellendie Forscher in dieser Woche auf der renommierten 
ACM Conference on Computer and Communications Security (ACM CCS 2011) in 
Chicago vor.

Kein Allheilmittel in Sicht

Trotz vielfach bestätigter Diagnose ist jedoch kein Allheilmittel in 
Sicht: „Eine universelle Gegenmaßnahme gibt es erstmal nicht“, so 
Somorovsky. „Daher empfehlen wir dringend, den Standard anzupassen und 
die technische Spezifikation diesen Erkenntnissen folgend zu 
aktualisieren.“ Die Wissenschaftler informierten alle  Anbieter über die 
Mailingliste des W3C. Mit einigen interessierten Entwicklern habe man 
gemeinsam individuell zugeschnittene Sicherheits-Lösungen entwickeln können.



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